Grundsätzlich begrüße ich das Urteil des EuGHs, das der FIFA und UEFA untersagt, andere Wettbewerbe im Profifußball generell zu verbieten.

Dieser bedeutende Schritt in Richtung Freiheit und Autonomie für Vereine und Spieler könnte auch dazu führen, dass sich die Verantwortlichen von FIFA und UEFA aus ihrem Elfenbeinturm bewegen.

Emotionen der Fans und die Herausforderung für eine Superliga

Verständlicherweise reagieren Fans sehr emotional und strikt ablehnend auf die Idee einer Superliga. Fußballtraditionen, die in nationalen Ligen verwurzelt sind, würden durch eine Superliga definitiv zerschlagen. Der Charme von regionalen Derbys und traditionsreichen Rivalitäten könnte verloren gehen. Zudem könnte eine Superliga zu einer weiteren Vertiefung der Kluft zwischen den Spitzenklubs und den kleineren Vereinen führen, was die Wettbewerbsgleichheit im Fußball gefährden würde.

Fakten statt Sensation

Trotz aktueller und sensationsorientierter Berichterstattung ist es ratsam, sich auf die Realität und Fakten zu fokussieren. Als Verhandlungsexperte im Profifußball kann ich beruhigen. Der Grund dafür ist relativ einfach: Aktuell existierten kein verkaufsfähiges Produkt, somit auch keine Verhandlungsbasis und somit kein realistischer Ansatz für die unerwünschte Superliga.

Strikte Trennung von Verkaufs- und Verhandlungsprozess im Alltag

In meinem beruflichen Alltag sorge ich üblicherweise dafür, dass der Verkaufsprozess und der Verhandlungsprozess strikt voneinander abgegrenzt sind. Der grundlegende Unterschied zwischen Verkaufen und Verhandeln liegt darin, dass Verkaufen den Prozess des Angebots und der Überzeugung umfasst, während Verhandeln die interaktive Auseinandersetzung zweier Parteien ist, um eine Vereinbarung zu erzielen.

Die fehlende Verhandlungsbasis für eine Superliga

In diesem Kontext steht die Idee einer Superliga zwar im Raum, doch bislang existiert kein konkretes, marktfähiges Produkt, von dem die Vereine überzeugt werden könnten. Die Herausforderung für die Initiatoren besteht darin, trotz des aktuellen Urteils aus der Vision ein fundiertes Produkt zu entwickeln, das nicht nur die wirtschaftlichen Interessen der Clubs, sondern auch die Vielfalt und Leidenschaft des Profifußballs berücksichtigt.

Die Illusion einer Superliga: Fehlende Überzeugung und mangelndeKaufbereitschaft

Da momentan die meisten Vereine eine Superliga grundsätzlich ablehnen, ist fraglich, ob es überhaupt gelingen wird, die „potenziellen Käufer“, sprich die Vereine, zu überzeugen. Das verdeutlicht, dass Verhandlungen und eine mögliche Umsetzung einer Superliga aus heutiger Sicht eher eine Illusion sind.

Emotionen im Spiel: Eine Ausnahme

Auch wenn es äußerst faszinierend wäre, diese neuen und äußerst komplexen Verhandlungen für eine Superliga zu begleiten, tritt etwas in den Vordergrund, was ich als professioneller Verhandler konsequent vermeide: nämlich mich von Emotionen leiten zu lassen. Meine emotionale Verbundenheit zum Fußball mit all seinen Traditionen überwiegt in diesem Fall, und deshalb würde es mich freuen, wenn Verhandlungen für eine Superliga nie in Gang kämen.